Was ist Schematherapie?
Die von Jeffrey YOUNG in den USA entwickelte Schematherapie ist ein integrativer Ansatz zur Erklärung und Behandlung schwer behandelbarer Störungsbilder. Sie integriert dabei Theorien und Techniken verschiedener Therapiemethoden in ein einheitliches, neurobiologisch fundiertes Konzept, z.B. die Bindungsforschung, die Förderung von Selbstreflexion, die Konfliktbearbeitung in der Therapiebeziehung sowie den Expositions- und Trainingsansatz der Verhaltenstherapie. Persönlichkeitsstörungen werden als Folge kindlicher Beziehungserfahrungen (z.B. Vernachlässigung, Ablehnung, Beschämung) aufgefasst, die sich als negative “Schemata” in die neuronale Struktur des Menschen “eingebrannt” haben.
Eine anschauliche Erläuterung der Schemata vermittelt Dr. Christof Loose in diesem Video.
Entstanden ist dieser Ansatz aus der Erfahrung YOUNGs, dass die Annahme der Kognitiven Therapie, dass sich durch die Kraft der Gedanken das Erleben und die Emotionen steuern ließen (vgl. BECK), nur begrenzt zutrifft. Die Schematherapie ist ein emotions- und erlebnisfokussierendes Verfahren. Sie ermöglicht es, eine Brücke zu schlagen zwischen den persönlichen Problemen in der Gegenwart und den Bedingungen ihrer Entstehung in der Vergangenheit.
Schematherapie bedeutet umfassende, erlebnisnahe Klärungsarbeit in Verbindung mit strukturierter Diagnostik und dem Einsatz handlungsbezogener Techniken. Schematherapeutische Ansätze finden Anwendung bei lang anhaltenden Störungen wie Persönlichkeitsstörungen — insbesondere bei Borderline‑, Cluster-C- und narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, auch in der Behandlung von Paaren, Gruppen und in der Forensik sowie im stationären Setting.
In einer dreijährigen randomisierten Multicenter-Studie in den Niederlanden zum Wirksamkeitsvergleich der Schematherapie gegenüber einer übertragungsfokussierten Psychotherapie (TFP) bei Borderline-Patienten wurde hinsichtlich Remission, Funktionsniveau und Lebensqualität eine Überlegenheit der Schematherapie festgestellt (Giesen-Bloo et al., 2006). In einer weiteren RCT-Studie konnte die überlegene Wirksamkeit der Schematherapie über den klärungsorientierten Ansatz nach Sachse in der Behandlung von Cluster-C‑, paranoiden, histrionischen und narzisstischen Persönlichkeitsstörungen nachgewiesen werden (Bamelis et al.). Diese und weitere Literaturangaben zur Forschung finden Sie im Abschnitt Forschung.
Eine Zusammenfassung der wesentlichen Ziele, Inhalte und Methoden der Schematherapie auf Englisch ist auf der Webseite der ISST e.V. hinterlegt.